MEMORY IN PRACTICE
Allein im Stadtgebiet München befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehr als 400 Massenunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen. Zum Teil wurden Baracken in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsstätten oder auf den Firmengeländen errichtet. Zum Teil wurden Schulen, Turnhallen oder Gasthäuser zu Unterkünften umfunktioniert. Heute ist von den historischen Bauten so gut wie nichts mehr sichtbar. Die Fotografin Hadas Tapouchi erkundet 30 dieser Orte und macht ihre ehemalige Präsenz erfahrbar. Die interaktive Stadtkarte lädt ein, Veränderungen im urbanen Raum selbst zu dokumentieren und zu teilen. So wird der digitale Erinnerungsraum nach und nach mit den physischen, historischen Orten der Stadt verbunden.
Liste bekannter ehemaliger Lager in München
Alle Angaben basieren auf der Datenbank des NS-Dokumentationszentrum München.
101 bis 500 Personen
Gneisenaustraße 14
11 bis 50 Personen
Sadelerstraße 12
heute Alarichstraße 4 (überbaut)
101 bis 500 Personen
Kistlerhofstraße 25
101 bis 500 Personen
Alfonsstraße 8
Die Kriegsgefangenen waren im rückwärtigen Wirtschaftsgebäude der Gaststätte untergebracht. Es handelte sich um das Kgf. Arbeitskommando Nr. 2484 bestehend aus ca. 40 französischen Kriegsgefangenen des Stalag VIIa.
11 bis 50 Personen
Freisinger Landstraße 58
heute Situlistraße 58
Plinganserstraße 130
heute Fallstraße 40
101 bis 500 Personen
Theresienhöhe 12
4 bis 10 Personen
Implerstraße 18
Das zwischen Effnerstraße, Lohengrinstraße und An der Salzbrücke gelegene Gelände wurde im Zweiten Weltkrieg von der Luftwaffe als Kriegsgefangenenlager genutzt. Die Lagerhallen der darauf stehenden stillgelegten Ziegelei wurden zu Wohnzwecken umgebaut und weitere Baracken aufgestellt. 1943 bezog die Kriegsgefangenen-Bau-Arbeitskompanie 3, Braunschweig, das Gefangenenlager. Ein Kriegsgefangenen-Dachdecker-Bataillon (etwa 100 Franzosen) traf im Oktober 1943 ein, ein Teil davon wurde ein Jahr später im Oktober 1944 nach Nürnberg abgezogen. Nach der Beschlagnahmung aller militärischen Gebäude durch die Amerikaner 1945 wurden die Baracken des Arbeitslagers für einige Monate als Arresträume genutzt, danach wurden dort Flüchtlinge untergebracht. Vor allem kinderreiche Familien erhielten ein provisorisches Zuhause, darunter auch viele evangelische Zuzügler – die erste zahlenmäßig bedeutende evangelische Gemeinde in Oberföhring. In einer alten Baracke fand ab dem Jahr 1955 Religionsunterricht für die evangelischen Kinder statt. Das Lager wurde 1957 aufgelöst.
101 bis 500 Personen
Lohengrinstraße
Gelände überbaut durch Gartenstadt Bogenhausen-Priel
In den Räumlichkeiten des Gasthauses „Neuhofer Garten“ hatte die Firma Uher rund 250 der bei ihr tätigen Zwangsarbeiter*innen (v.a. aus Frankreich und Italien) untergebracht.
101 bis 500 Personen
Plinganserstraße 121
heute Plinganserstraße 102
Das Lager entstand 1944 durch Abtrennung des nördlichen Teils des Außenlagers Allach. Es beherbergte im Schnitt 750 Häftlinge, die für die Organisation Todt (OT) arbeiten mussten und vor allem für Bau- und Aufräumarbeiten in der Umgebung eingesetzt waren. Anfang 1945 wurde im östlichen Teil des Lagers ein eigenes, abgetrenntes Frauenlager eingerichtet.
über 1000 Personen
Granatstraße 12
In dem Lager waren rund 150 Zwangsarbeiter*innen aus unterschiedlichen Ländern (zumeist Männer) untergebracht, die für die Firma Cyclo-Getriebebau arbeiten mussten.
101 bis 500 Personen
Maximilian-Wetzger-Straße
101 bis 500 Personen
Leipziger Straße 7
101 bis 500 Personen
Nymphenburger Straße 10
heute Nymphenburger Straße 16 (überbaut)
In der Agilolfingerschule waren rund 200 Zwangsarbeiter aus Italien und Frankreich untergebracht, die für die Agfa Camerawerke arbeiten mussten.
101 bis 500 Personen
Agilolfingerplatz 1
In der Schule waren im September 1944 288 russische Kriegsgefangene untergebracht. Nach 1945 wurde das Lager für einige Jahre in ein Flüchtlingslager umfunktioniert.
101 bis 500 Personen
Türkenstraße 68
51 bis 100 Personen
Westendstraße 89
101 bis 500 Personen
Ingolstädter Straße
Im Gasthaus „Occamhof“ waren knapp 50 Zwangsarbeiter*innen aus vier Ländern untergebracht, die für die Firma Süddeutsche Bremens AG arbeiten mussten.
11 bis 50 Personen
Occamstraße 20
heute Occamstraße 8
501 bis 1000 Personen
Untermenzinger Straße 1
11 bis 50 Personen
Lipowskystraße 2
Beim Automobilhaus Gebrüder Herrmann wurden Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt, die auf dem Firmengelände untergebracht waren.
11 bis 50 Personen
Siegesstraße 25
heute Siegesstraße 16
Die Firma Alkor-Werk Karl Lissmann beschäftigte 12 französische Kriegsgefangene, die in einer Unterkunft auf dem Werksgelände untergebracht waren, außerdem Tschechen und Spanier, die in der Gaststätte „Zum Hirschen“ wohnten.
11 bis 50 Personen
Parkstraße 9 , Solln
heute Morgensternstraße 9
11 bis 50 Personen
Freisinger Landstraße 153
ehemals Großlappen 1