MEMORY IN PRACTICE
Allein im Stadtgebiet München befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehr als 400 Massenunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen. Zum Teil wurden Baracken in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsstätten oder auf den Firmengeländen errichtet. Zum Teil wurden Schulen, Turnhallen oder Gasthäuser zu Unterkünften umfunktioniert. Heute ist von den historischen Bauten so gut wie nichts mehr sichtbar. Die Fotografin Hadas Tapouchi erkundet 30 dieser Orte und macht ihre ehemalige Präsenz erfahrbar. Die interaktive Stadtkarte lädt ein, Veränderungen im urbanen Raum selbst zu dokumentieren und zu teilen. So wird der digitale Erinnerungsraum nach und nach mit den physischen, historischen Orten der Stadt verbunden.
Liste bekannter ehemaliger Lager in München
Alle Angaben basieren auf der Datenbank des NS-Dokumentationszentrum München.
In dem Lager waren ab 1941 bis zu 20 polnische und sowjetische Zwangsarbeiter*innen untergebracht, die bei der Ziegelei Haug und Lohn in Lochhausen beschäftigt waren
Lochhausen, Hinter der Lohe 190
heute Kohlmeisenstraße 33
Im Lager befanden sich in der Regel 100 bis 600 Häftlinge, die vor allem für Arbeiten auf dem Flugplatz eingesetzt waren. Sie waren in den Reitställen der SS-Hauptreitschule untergebracht. Durch Evakuierungen stieg die Zahl der Häftlinge im März/April 1945 auf 1543. Im Lager kam es zu Gewalttaten und Tötungen.
über 1000 Personen
KZ-Außenlager Riem
Reitschulstraße 11 (heute Landshamer Straße 11)
In dem Lager innerhalb des Weichenlagers der Reichsbahn waren seit 1943 35 Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion untergebracht, 40 aus den Niederlanden und 25 aus der Tschechoslowakei.
Am Weichenlager Neuaubing
heute Sportplatz an der Centa-Hafenbrädl-Straße
Das Lager hat eine Aufnahmekapazität von 510 Personen und war 1943/44 je etwa zur Hälfte mit Frauen und Männern aus der Sowjetunion belegt, die überwiegend für die Firma Telefon- und Apparatebau Kammerer, aber auch für Firmen Carl Hurth und C. A. Steinheil arbeiten mussten.
101 bis 500 Personen
Tassiloplatz 6
Das auf einem Grundstück der Krauss-Maffei AG errichtete Sammellager wurde von der Firma Metzeler verwaltet, bei der die allermeisten der im Lager lebenden Zwangsarbeiter*innen tätig waren. Das für ein Fassungsvermögen von 1.400 Personen projektierte Lager erreichte eine maximale Belegung mit 600 Betten. Nach einer teilweisen Zerstörung durch einen Luftangriff am 6. Juli 1943 waren dort im August 1943 wieder 564 Männer, im Februar 1944 510 Männer und 53 Frauen, v.a. aus Frankreich, außerdem aus Italien und Kroatien, untergebracht.
501 bis 1000 Personen
Bavariastraße 9e
heute Sportgelände östlich der Bavariastraße 4-16
In dem Lager waren bis zu 760 Personen verschiedener Nationalitäten untergebracht, die hauptsächlich für die Reichsbahn tätig waren. Das Lager wurde mehrmals von Bomben getroffen. Von August bis Ende 1945 wurde das Lager als DP-Lager genutzt.
501 bis 1000 Personen
Pasing, Münchner Straße 83
heute Landsberger Straße 426
501 bis 1000 Personen
Dachauer Straße (Ludwigsfeld)
In dem Lager waren bis 950 Personen untergebracht, die hauptsächlich für die Bayerischen Leichtmetallwerke tätig waren. Diese setzten im September 1944 832 Zwangsarbeiter*innen ein, vor allem „Ostarbeiter*innen“ und Pol*innen, aber auch Italiener und französische Kriegsgefangene (Arbeitskommando 2868).
501 bis 1000 Personen
Buerstraße 1
heute Garchinger Straße 31
Bei dem Sammellager VIII handelte es sich um eine städtisches Barackenlager mit 18 Baracken, das als Lager für „Ostarbeiter*innen“ genutzt wurde.
501 bis 1000 Personen
Schenkendorfstraße
heute Barlachstraße 24
Das Lager (auch Lager am Knie) wurde 1941/42 durch das Stadtbauamt aus Mitteln des Sonderhaushaltes für die Neugestaltung der „Hauptstadt der Bewegung“ errichtet. Im Lager waren zunächst französische, später auch britische und sowjetische Kriegsgefangene untergebracht (u.a. das Kgf.-Arbeitskommando 2049), die der Stadt zum Zweck von Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen zur Verfügung standen. Das Lager wurde durch Bombenangriffe teilweise zerstört und wurde nach Kriegsende als Flüchtlingslager genutzt.
101 bis 500 Personen
Weinbergerstraße
Das Sammellager bestand seit 1942 und wurde von den Metallwerken Neumeyer, einem Hersteller von Munitionshülsen und Geschossen, betrieben. Das Lager hatte eine Aufnahmekapazität von bis zu 800 Personen. Es war jeweils etwa zur Hälfte mit männlichen und weiblichen Zwangsarbeitskräften belegt. Diese stammten vorwiegend aus der Sowjetunion, aber auch aus Italien, Kroatien und der Tschechoslowakei. Das Lager wurde am 21./22. Dezember 1942 und am 10. März 1943 durch Bombenangriffe erheblich zerstört, danach jedoch wieder aufgebaut.
501 bis 1000 Personen
Hanauer Straße 17
heute bei der Hanauer Straße 25
Das Lager umfasste zwei Baracken an der Nordwest-Ecke eines Sportplatzes. Die darin untergebrachten Kriegsgefangenen wurden für Arbeiten beim RAW Neuaubing eingesetzt.
51 bis 100 Personen
Neuaubing, Am Sportplatz
heute Sportanlage beim Sportlerweg
Die mit Ausländertransporten der Reichsbahn nach München kommenden Menschen wurden nach ihrer Ankunft am Hauptbahnhof mit ihrem Gepäck in dieses Lager geschafft und bis zur Weitervermittlung an die „Bedarfsträger“ untergebracht. Federführend für das Ausländerabwicklungslager war das LAA München (Schackystraße 2).
Kapuzinerplatz 5
Kaufingerstraße 22
heute Kaufingerstraße 28
Das Lager wurde 1941 als zentrales Wohnlager für Münchner Juden und Jüdinnen errichtet und im Herbst 1941 als Sammellager für die erste große Deportation verwendet. Ab Ende 1942 diente es dann BMW als Unterkunft für Zwangsarbeiter*innen. Nach 1945 wurde es in ein Flüchtlingslager (Wohnlager für 202 Personen) umfunktioniert, Anfang der 1960er Jahre abgerissen und durch Gewerbe von BMW überbaut.
101 bis 500 Personen
Knorrstraße 148
heute überbaut
4 bis 10 Personen
Landsberger Straße 12
4 bis 10 Personen
Landwehrstraße 6
Das Hotel beschäftigte mehrere Zwangsarbeiterinnen als Haus- und Küchenhilfen. Diese wurden auch im Hotel untergebracht.
Lenbachplatz 9
51 bis 100 Personen
Lindwurmstraße 88
Lindwurmstraße 88
Plinganserstraße 136
heute Plinganserstraße 114
Rosenheimer Straße 46
Weinstraße 3
Im Rückgebäude des Hauses waren seit 1940 bis zu 25 französische Kriegsgefangene untergebracht, die für die Rolladenfabrik Sengmüller & Sohn arbeiteten. 1943 wurde diese in den Status von Zivilarbeiter*innen überführt.
11 bis 50 Personen
Alois-Jegg-Straße 9
heute Untere Grasstraße 9