MEMORY IN PRACTICE
Allein im Stadtgebiet München befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehr als 400 Massenunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen. Zum Teil wurden Baracken in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsstätten oder auf den Firmengeländen errichtet. Zum Teil wurden Schulen, Turnhallen oder Gasthäuser zu Unterkünften umfunktioniert. Heute ist von den historischen Bauten so gut wie nichts mehr sichtbar. Die Fotografin Hadas Tapouchi erkundet 30 dieser Orte und macht ihre ehemalige Präsenz erfahrbar. Die interaktive Stadtkarte lädt ein, Veränderungen im urbanen Raum selbst zu dokumentieren und zu teilen. So wird der digitale Erinnerungsraum nach und nach mit den physischen, historischen Orten der Stadt verbunden.
Liste bekannter ehemaliger Lager in München
Alle Angaben basieren auf der Datenbank des NS-Dokumentationszentrum München.
51 bis 100 Personen
Riemerschmidstraße
heute Tschaikowskystraße
101 bis 500 Personen
Implerstraße 75
heute Gaißacher Straße 8
11 bis 50 Personen
Max-Joseph-Straße 1
heute Max-Joseph-Straße 5a
101 bis 500 Personen
Von-der-Pforten-Straße
101 bis 500 Personen
Wolfratshauser Straße 119
heute Wolfratshauser Straße 243
Das Außenkommando aus zunächst 10 und später bis zu 50 Häftlingen des KZ Dachau bestand von Juni 1944 bis April 1945. Diese waren in einem Saal des Gestapogebäudes (Wittelsbacher Palais) in der Brienner Straße untergebracht und wurden zur Errichtung eines Luftschutzbunkers, zu Ausbesserungsarbeiten und zur Beseitigung von Bombenschäden auch außerhalb des Gestapogeländes eingesetzt. Einige der Häftlinge kamen bei Bombenentschärfungen ums Leben, einige wurden wegen Lebensmitteldiebstählen oder unerlaubter Entfernung hingerichtet. Misshandlungen waren an der Tagesordnung.
11 bis 50 Personen
Brienner Straße 50 / Wittelsbacher Palais
heute Brienner Straße 20
101 bis 500 Personen
Fürstenrieder Straße 68 / Valpichler Straße
51 bis 100 Personen
Aidenbachstraße 44
101 bis 500 Personen
Steinerstraße 16
101 bis 500 Personen
Baierbrunner Straße 35
101 bis 500 Personen
Zielstattstraße 2
In den Räumlichkeiten des Gasthauses waren von Oktober 1941 bis Kriegsende 1945 etwa 45 französische Kriegsgefangene untergebracht, die für die Atlas-Werke tätig waren. Das Gasthaus war ein beliebtes Ausflugslokal gewesen und 1920 von der Spatenbrauerei erworben worden.
101 bis 500 Personen
Klugstraße 21 (Ecke Klugstraße / Nederlinger Straße)
101 bis 500 Personen
Prinzregentenstraße 3
101 bis 500 Personen
Langbehnstraße
überbaut durch Autobahn, Lage südlich Reindlstraße 44
Die Firma Roeckl verfügte über 753 Beschäftigte (BA R 3/2012 Reichsbetriebskartei); sie produzierte u.a. Gasmasken für die Wehrmacht und beschäftigte Anfang 1945 278 Zwangsarbeiter*innen (BAF RW 17/56). Firmenchef Heinrich Roeckl war NSDAP-Mitglied und Wehrwirtschaftsführer.
Auenstraße 110
101 bis 500 Personen
Baierbrunner Straße
101 bis 500 Personen
Entenbachstraße 47
101 bis 500 Personen
Waisenhausstraße 20
101 bis 500 Personen
Höglwörther Straße ohne Nummer
heute Höglwörther Straße 371
In der Gebeleschule waren seit November 1944 bis Kriegsende bis zu 400 Zwangsarbeiter*innen aus verschiedenen Ländern untergebracht. Ein Großteil kam aus dem durch einen Luftangriff zerstörten Lager an der Osterwaldstraße. Sie unterstanden dem Arbeitsamt und waren für verschiedene Firmen tätig, u.a. für die Baufirma Kunze.
101 bis 500 Personen
Gebelestraße 2
Tegernseer Landstraße 169
heute überbaut
501 bis 1000 Personen
Anzinger Straße / Glonner Straße
über 1000 Personen
Rosenheimer Straße 145
101 bis 500 Personen
Allach, Karlsfelder Straße 8
heute Schöllstraße 8