MEMORY IN PRACTICE
Allein im Stadtgebiet München befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehr als 400 Massenunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen. Zum Teil wurden Baracken in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsstätten oder auf den Firmengeländen errichtet. Zum Teil wurden Schulen, Turnhallen oder Gasthäuser zu Unterkünften umfunktioniert. Heute ist von den historischen Bauten so gut wie nichts mehr sichtbar. Die Fotografin Hadas Tapouchi erkundet 30 dieser Orte und macht ihre ehemalige Präsenz erfahrbar. Die interaktive Stadtkarte lädt ein, Veränderungen im urbanen Raum selbst zu dokumentieren und zu teilen. So wird der digitale Erinnerungsraum nach und nach mit den physischen, historischen Orten der Stadt verbunden.
Liste bekannter ehemaliger Lager in München
Alle Angaben basieren auf der Datenbank des NS-Dokumentationszentrum München.
Fraunbergplatz 9
heute Fraunbergstraße 8
Leopoldstraße 175
Ettstraße 2
11 bis 50 Personen
Ingolstädter Straße 193
Fürstenrieder Straße 155 (Kur- und Heilanstalt Neufriedenheim)
In dem der Reichsleitung der NSDAP gehörenden Gebäude waren mind. seit 1. Dezember 1944 bis Kriegsende 19 italienische Arbeiter (entlassene Kriegsgefangene) untergebracht, die für die Hoch- und Tiefbaugesellschaft tätig waren.
11 bis 50 Personen
Stadelheimer Straße 10
Die Staatsoper mietete im November 1942 das Rückgebäude des Hauses zur Unterbringung von Zwangsbeiter*innen an.
Herzog-Rudolf-Straße 1
In der Unterkunft waren seit 1941 bis zu 50 französische Kriegsgefangene untergebracht, die vor allem für Arbeiten auf Bauernhöfen in der Umgebung eingesetzt wurden.
51 bis 100 Personen
Schwemmstraße 6
Das Kommando aus Häftlingen des KZ Dachau bestand von Juni 1942 und Juli 1944 und war im ehemaligen jüdischen Altenheim in der Mathildenstraße untergebracht. Dieses Gebäude hatte zuvor der von der SS gegründete Verein „Lebensborn“ übernommen. Die Häftlinge wurden zu Instandsetzungs- und Aufräumarbeiten auch an anderen Orten der Stadt eingesetzt. Zahlreiche Misshandlungen sind belegt. Nachdem das Gebäude im Juli 1944 durch Bomben zerstört worden war, zog die Lebensbornzentrale samt Häftlingen nach Steinhöring/Landkreis Ebersberg.
11 bis 50 Personen
Mathildenstraße 9
heute Mathildenstraße 1b
Dort war das Arbeitskommando 340 des Stalag VIIa mit französischen Kriegsgefangenen untergebracht, die für die benachbarte (Nr. 7) Firma Saumweber arbeiten mussten.
Emil Geis-Straße 9
Schulstraße 3
51 bis 100 Personen
Arnulfstraße 52
51 bis 100 Personen
Zielstattstraße 37
Das Lager für „Italienische Militärinternierte“ war mit bis zu 168 Personen belegt. Diese mussten für verschiedene Firmen Arbeit leisten. Sie waren vor allem mit Dachdeckerarbeiten betraut.
101 bis 500 Personen
Krumbadstraße ohne Nummer
heute Echardinger Straße 29a
101 bis 500 Personen
Hechtseestraße
Bei dem Lager handelte es sich um ein Übernachtungslager für Zwangsarbeiter*innen (1941 130 niederländische Postfacharbeiter), die bei der Reichspost beschäftigt waren und im Postgebäude Wredestraße (Ecke Arnulfstraße) („Speiseanstalt“) im Dachgeschoß untergebracht waren- Später wurde ein weiterer Raum in der benachbarten Tillystraße als Unterkunft für Niederländer genutzt.
101 bis 500 Personen
Wredestraße 1/3
Keferstraße 8c
heute Keferstraße 18
Nägeliplatz
11 bis 50 Personen
Allach, Dietrich-Eckart-Straße 34
heute Esmarchstraße 34
501 bis 1000 Personen
Guldeinstraße 27
11 bis 50 Personen
Moosach, Siemensstraße
Das Lager bestand von Juni 1944 bis April 1945. Das Kommando aus etwa 30 Häftlingen des KZ Dachau war in einer Garage auf dem Firmengelände und nach der Zerstörung derselben bei einem Bombenangriff in einem Keller untergebracht. Die Häftlinge wurden zu Aufräum- Instandsetzungs- und Hilfsarbeiten eingesetzt.
11 bis 50 Personen
Osterwaldstraße 10
101 bis 500 Personen
Zollstraße 1
heute Zollstraße 3
11 bis 50 Personen
Koppstraße 6