MEMORY IN PRACTICE
Allein im Stadtgebiet München befanden sich während des Zweiten Weltkriegs mehr als 400 Massenunterkünfte für Zwangsarbeiter*innen. Zum Teil wurden Baracken in unmittelbarer Nähe zu Arbeitsstätten oder auf den Firmengeländen errichtet. Zum Teil wurden Schulen, Turnhallen oder Gasthäuser zu Unterkünften umfunktioniert. Heute ist von den historischen Bauten so gut wie nichts mehr sichtbar. Die Fotografin Hadas Tapouchi erkundet 30 dieser Orte und macht ihre ehemalige Präsenz erfahrbar. Die interaktive Stadtkarte lädt ein, Veränderungen im urbanen Raum selbst zu dokumentieren und zu teilen. So wird der digitale Erinnerungsraum nach und nach mit den physischen, historischen Orten der Stadt verbunden.
Liste bekannter ehemaliger Lager in München
Alle Angaben basieren auf der Datenbank des NS-Dokumentationszentrum München.
In den Räumen des Gasthauses „Loherwirt“ hatte die Lederwarenfabrik Wersa bis zu 23 Zwangsarbeiter*innen aus Frankreich und Ungarn untergebracht. Das Gebäude brannte bei Luftangriff im Frühjahr 1944 völlig ab, die Zwangsarbeiter*innen wurden daraufhin am 25. April 1944 in die Müllerstraße 11 abgemeldet.
11 bis 50 Personen
Giesinger Berg 5
heute Grünfläche am Giesinger Berg
In dem Lager waren Zwangsarbeiter*innen unterschiedlicher Nationalitäten untergebracht.
Pippinger Straße 26
Pippinger Straße166
heute Von-Kahr-Straße 87
Dorfstraße 39, Obermenzing
In den 1943 von der Luftwaffe errichteten Baracken waren u.a. 30 bis 40 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht, die für die Luftwaffe arbeiten mussten.
Kenedystraße 36
heute Ottobrunner Straße 26-28
In dem Lager war von September 1940 bis Kriegsende 1945 ein Arbeitskommando von 20 französischen Kriegsgefangenen untergebracht, die für das Baugeschäft Josef Rimböck (Lierstr. 12) eingesetzt wurden.
11 bis 50 Personen
Döllinger Straße [ohne Nr.]
Woferlstraße 20
Brudermühlstraße 14
Steinmetzstraße/Tulpenweg
Siebenbrunner Straße 6
In der Simmernschule waren britische und französische Kriegsgefangene untergebracht.
101 bis 500 Personen
Simmernstraße 2
Im Lager waren 160 britische Kriegsgefangene untergebracht.
101 bis 500 Personen
Siegfriedstraße 22
Isartalstraße 39
In dem Lager in den Räumen des Stadtkellers war ein Arbeitskommando aus 50 französischen Kriegsgefangenen untergebracht, das für die Stadtwerke eingesetzt wurden.
Rosenheimer Straße 15
heute Rosenheimer Straße 5 (überbaut/Gasteig)
In den Räumlichkeiten der Paulanerbräu-Bierstube zum Wiener Hof waren 25 französische Kriegsgefangene eines Schlosser-Arbeitskommandos untergebracht, die für die Maschinenfabrik Müller & Sohn arbeiten mussten.
Weißenburger Straße 22
In den Räumlichkeiten der Unionsbräuhallen war ein Arbeitskommando von 15 französischen Kriegsgefangenen für Lagerarbeiten bei der Firma Dremmel untergebracht.
11 bis 50 Personen
Äußere Wiener Straße 42/44
heute Einsteinstraße 42
In den Räumlichkeiten des Gasthauses „Zum Klostergarten“ war ein Arbeitskommando von 20 französischen Kriegsgefangenen untergebracht, das für die Maschinenfabrik Müller und Sohn eingesetzt wurde.
11 bis 50 Personen
Breisacher Straße 19
Im Spatenkeller war ein Arbeitskommando bestehend aus 40 französischen Kriegsgefangenen untergebracht, die als Hilfsarbeiter für verschiedene Firmen eingesetzt wurden.
11 bis 50 Personen
Bayerstraße 109
heute Bayerstraße 115 (überbaut)
In dem Lager war 1942 bis 1944 ein Arbeitskommando bestehend aus 40 französischen Kriegsgefangenen untergebracht, die als Hilfsarbeiter für die Firma BRG eingesetzt wurden.
11 bis 50 Personen
Landsberger Straße 24
In dem Lager waren französische Kriegsgefangene untergebracht, die im Arbeitskommando 2034 des Stalag VIIa für die Firma Straßenbau AG arbeiten mussten.
Helfenriederstraße 3
Das Unternehmen Franz Wirschitz & Co (Steinerstr. 20 Rgb.) beschäftigte Franzosen (Kriegsgefangenen-Arbeitskommando 3289/2875) und Italiener in einem Lager in der Steinerstraße. Als die Firma fliegergeschädigt war, wurden zudem „Ostarbeiterinnen“ zeitweise im Lager Barbaraheim/Herbst der Dornierwerke in Neuaubing untergebracht.
Steinerstraße 20
Boschetsrieder Straße 141
In der Landesblindenschule waren vom Dezember 1944 bis Mai 1945 200 bis 250 aus Indien stammende britische Kriegsgefangene (ein Sonderarbeitskommando des Stalag VIIa) untergebracht, die zu Aufräumarbeiten eingesetzt wurden.
101 bis 500 Personen
Ludwigstraße 15
heute Ludwigstraße 25
Feldmoching, Schleißheimer Straße